Montag, 4. Juli 2016

Naka Misawa "Mein König" [Guilty Pleasure]

Hallo C. Missklang aus H., von welcher Guilty Pleasure möchtest du uns heute erzählen?

[Kichert] Da muss ich direkt etwas beschämt kichern! "Mein König" von Naka Misawa mit Zeichnungen von Hinako Takanaga, die aber meiner Meinung nach nicht so toll da rein passen! Ich liebe Hinako Takanaga! Die macht ganz viele so [lacht] Schwuchtelcomics. Die sind alle immer sehr kitschig, kein Yaoi sondern eher Shonen Ai, die haben... - obwohl, da bin ich mir gar nicht sicher! Haben die Sex bei ihr? Vielleicht manchmal ein bisschen, aber nicht so doll!

[Einwurf  des "anwesenden Psychaters": Das ist der beste erste Satz aller Zeiten!]

Also Yaoi ist eigentlich das, wo du so richtig was siehst. Aber das muss dann natürlich zensiert sein. Das heißt du siehst dann den Pimmel nicht, aber das Sperma, das rauskommt. Super! - Egal! - Jedenfalls ist das so ein kleiner Taschenroman. Die sind so komisch DIN A38 oder so, ganz klein und dick, und da sind ein paar einzelne Zeichnungen drin, aber die finde ich, wie gesagt, nicht optimal. 


Bei dem Thema ist klein und dick aber auch schon komisch, oder?

Es sind beides groß gewachsene, schlanke, junge Männer. [Lacht] Wobei, bei Rei weiß ich es gar nicht. Der ist so klein! 


Um was geht´s eigentlich?

Es ist eine Liebesgeschichte und es kommt auch ein bisschen Fanservice mit vor - wie man das so schön nennt, bei uns, damit man nicht gleich in der Öffentlichkeit "Boah! Die ficken!" rufen muss. Das ganze zwischen zwei Jungs, wie das so ist. Der Ich-Erzähler heißt Rei. Der ist so ein Künstler und malt und ist ganz sensibel. Der Andere ist eigentlich sein Widersacher in der Schule. Die werden sowieso schon immer miteinander assoziiert, weil sie beide die Musterschüler sind, der eine ist dabei so ein kleines Arschloch und der andere so ein ganz Braver. Dann wird Rei irgendwann von irgendeinem in der Bahn begrapscht und  denkt sich dabei: "Hm, der denkt wohl ich bin ein Mädchen, ich sehe ja eh aus wie meine Schwester!" - Dann fällt ihm aber auf: Nein! Ich habe ja meine Jungenschuluniform an! Der weiß, dass ich ein Junge bin. Dann grinst der Typ ihn noch dämlich an und er bekommt Panik und dann kommt der Andere und rettet ihn und macht den Typ zur Schnecke. Und dann begrapscht er ihn selber. Und damit geht das ganze los.


Ich spare mir jetzt die Frage, was so guilty ist an deiner Pleasure...

Ja, ich glaube, das ist ziemlich offensichtlich! [Lachen]


... und frage mal nach der Pleasure direkt: Was ist so toll an deinem Buch?

Wie ich gerade schon zu dem anwesenden Psychiater gesagt habe: Ich lese es immer dann, wenn ich ganz dolle Liebeskummer habe, weil es so unglaublich kitschig ist und mir das irgendwie emotionale Befriedigung gibt!


Weil es ein Happy End hat? Oder weil sie die ganze Zeit Sex haben und du nicht, weil du ja Liebeskummer hast?

Beides! [Lachen] Weil ich gerne so schnulzigen Scheiß lese, wenn ich Liebeskummer habe. Ich glaube, dass können viele Frauen nachvollziehen! - Bei mir sind es dann Homos, aber auch egal!

Das mit Frau-Mann hat ja dann gerade nicht geklappt!

Ja, ne! [Lachen] Wobei, man muss dazu sagen: Bei diesen ganzen Sachen, bei dem Shonen Ai/Yaoi-Genre, ist es meistens so, dass einer von den Jungs eigentlich ein winselndes Mädchen ist, das halt als Junge beschrieben ist. Aber er ist immer so ganz feminin und solche Charakterzüge, über die sich die Otto-Normal-Japanerin selbst definieren würde.


Das ist dann ein komplettes Genre?

Ja, absolut! Mit vielen Fans! Und das fängt schon in der Kinderstube an! Das glaubst du gar nicht! Da ziehen sich die kleine elf- bis dreizehnjährigen Mädchen diese pornographischen Comics rein und finden es voll geil! Aber ich finde es ok! [Lacht]


Hast du es öfters gelesen?

"Mein König"? Ja, ich glaube ich habe es zwei Mal gelesen. Jeweils in Zeiten tiefer Trauer, mit ganz viel J-Rock im Hintergrund, der halt auch so schwülstig, schnulzig ist. - War sehr schön!


Hast du eine Kostprobe? Möchtest du uns ein Beispiel vorlesen?

[Kichert] Mehrere! [Sucht]


"Die Stimme des Monarchen hatte etwas metallisches, doch dahinter loderte die Flamme seines Verlangens! Ich sollte also auf kleiner Flamme ganz durchgeröstet werden! Der Schweiß ran mir vom Kopf und ich wusste jetzt, wie sich ein Spanferkel fühlen müsste, das genüsslich mit Öl bestrichen wurde. - 'Bitte, so gewähre es mir doch endlich!'" - Ich finde die Übersetzung nicht so ganz geglückt! Aber egal! "'Befreie mich endlich!' Wie wild umklammerte ich Tokairin. An der Stelle, an der wir vereinigt waren, zog ich mich unwillkürlich zusammen, um ihn schneller zum Höhepunkt zu bringen. Doch er zog in der Erregung nur ein wenig seine Augenbrauen zusammen und grinste dann. Das vollendete Grinsen eines Dämons! 'Wenn du mich darum bittest, lasse ich dich kommen!' Und dann sagte er so boshaft und so schön: 'Du musst mich nur ganz lieb darum bitten!'"

Pause! [Sucht] Nächste Stelle:

"'Leg dich hin! Ja genau! Wir beide, du und ich!' Ruhig strich er mit einem Finger über meine Lippen. Nachdem er zunächst deren Konturen nachgezeichnet hat, drang er langsam ins Innere vor. Mit vier Fingern kraulte er mich am Kinn, während sein Daumen zwischen meine Lippen drang. Wir beide sind schon intim miteinander geworden! Intim miteinander! Der Klang dieser Worte lies mir mein ganzes Blut in den Kopf schießen! Intim miteinander! Soweit war es also gekommen! 'Knallrot! Wie süß!' Er lachte anzüglich. Er redete anzüglich. Seine Stimme, sein Gesicht, alles an ihm war anzüglich. Wenn er mich auch süß genannt hatte, so konnte ich mich doch nicht so richtig darüber freuen. Das lag vielleicht daran, dass ich nicht recht fest machen konnte, ob es nun als Lob gemeint war, oder er mich nur wieder aufziehen wollte! Sollte man sich überhaupt darüber freuen, von einem Mann als süß bezeichnet zu werden? 'Du scheinst es ja richtig genossen zu haben! Damit, dass du gleich ohnmächtig wirst, hätte ich allerdings nicht gerechnet!"

[Sucht]


Nächste Stelle?

Nein, die gehört dazu! Mit ... sozusagen:

"'Geht es wieder?" Tokairins Stimme wurde nun zu meiner Überraschung freundlich. Er hatte seine rechte Hand aus meinem Mund genommen und schmiegte sie an meine Wange, als würde er etwas Zerbrechliches  berühren. 'Da habe ich dich ganz schön rangenommen, was?' Mit einer plötzlichen Bewegung steckte er seine linke Hand unter die Decke und streichelte die Stelle, die man eigentlich nicht erwähnt. Mein unbekleideter Unterleib war wehrlos ergeben und lies es einfach zu, dass er von einem Mann berührt wurde. Sprachlos blickte ich Tokairin in die Augen, merkte, dass er eine Hose an hatte und ich das dazugehörige Oberteil. So als trügen wir den gleichen Pyjama. Wie frisch Verheiratete!" 


Wenn du jemand "Mein König" empfehlen müsstest, wem würdest du es empfehlen?

[Überlegt] - Furchtbaren Kitschnudeln, die keine Angst vor Arschsex haben! [Lachen]



Das lasse ich jetzt mal als letzte Worte stehen! Ich glaube, besser kriegen wir das nicht hin!

Ja! [Lachen]

Vielen, vielen Dank für´s Interview!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen