Dienstag, 30. August 2016

Joanne K. Rowling "Harry Potter and the Cursed Child" [Interview]

Hallo liebes Literaturkränzchen! Wir haben gerade den achten Harry Potter besprochen und jetzt erstmal die spannende Frage: Wie hat es euch eigentlich gefallen?
Das passende Fingerfood: Kanariencremeschnitten, Nimbus-2000-Häppchen
und Flubberwürmer im eigenen Saft samt Futter.


Jean: Scheiße! [Lachen]

Warum hat es dir "Scheiße" gefallen, Jean?

J.: Weil ich schlechte Time-Travell-Stories hasse!

Bevor wir auf die Time-Travell-Schiene, die Jean nicht gefallen hat, einsteigen: Wie hat es euch beiden gefallen?

Anja: Wie ich vorhin ja auch schon gesagt habe: Ich fand es ganz gut! Es war schön, einfach mal wieder in der Harry-Potter-Welt zu sein, auch wenn es durchaus Kritikpunkte gibt! Die haben wir ja auch schon im Literaturkränzchen besprochen und wahrscheinlich möchtest du auf die auch nochmal eingehen! - Es war mir viel zu viel Fanservice und manche Punkte waren unglaubwürdig, gerade bei der Time-Travell-Story, aber es war trotzdem einfach ein schönes Buch!

S.: Genau das, was Anja gesagt hat! [Lachen]

Ich sehe das recht ähnlich, wie Anja: Ich fand es ein schönes Buch, ich fand es gab auch viel Fanservice - teilweise mochte ich den Fanservice, teilweise war es mir zuviel. Die Time-Travell-Story war ein bisschen konstruiert, das gebe ich zu. Es war nicht das beste Buch der Serie, aber es war schön und ich habe mich sehr gefreut, dass es das gab und ich werde es definitiv nochmal lesen!

A.: Wie Pizza und Sex?

Pizza und Sex?

A.: Wenn es schlecht ist, ist es immernoch gut! [Lachen; Jean gibt nichtbeipflichtende Geräusche von sich]

Jean, du bist nicht überzeugt?

[Jean gibt weitere nichtbeipflichtende Geräusche von sich]


Geht es um die Pizza oder den Sex?

J.: Richtig schlechter Sex kann auch richtig scheiße sein!

War die Time-Travell-Story richtig schlechter Sex?

J.: Ja!

A.: Wieso? Kam sie zu früh?

S.: Sie war zu kurz!

Vielleicht fehlt es auch an guter Technik?

J.: Ich glaube, "zu kurz" ist tatsächlich eines der Probleme, die diese Time-Travell-Story hat! Weil dadurch, dass die Szenen so kurz sind, müssen die das so krass verdichten und an einer Sache aufhängen, dass die da keine Chance haben, da etwas halbwegs überzeugendes raus zu konstruieren!

Wo wir bei konstruiert sind: Ich fand - und da hatten wir es ja vorhin auch drüber - es auch ein bisschen konstruiert, dass sie noch eine Tochter von Voldemort aus dem Hut ziehen!

J.: Ja, das auf alle Fälle! - Das ist, glaube ich, so das schlimmste, das sie dabei gemacht haben! Schlechte Time-Travell-Story war ok, aber das war dann auch noch das Schirmchen auf der Scheiße! [Lachen]
 
A.: Das ist wie dieses Handpuppending mit Voldemort! [The Misterious Ticking Noise] - [singt:] Voldemort, Voldemort, Volde-Volde-Voldemort...

Alle: Da-dumm-dumm-dumm [Lachen]


Was waren so die spannenden Punkte beim Diskutieren? Zum Beispiel hatten wir Harrys Vaterrolle. - Was sagt ihr zu Harry als Vater?

J.: Worst Dad ever?

A.: Die Supernanny müsste nicht wegen dem Kind kommen! [Lachen]

S.: So schlimm war er jetzt auch nicht!

Warum?

S.: Er versteht halt seinen Sohn nicht und sein Sohn ist widerspenstig. Das ihm rausrutscht, dass er - wie war es nochmal?

J.: Er wünschte er wäre nicht sein Vater!

S.: Ja, ok, das war nicht so gut, aber er hat es ja auch gleich bereut!

Und man muss auch einfach mal sehen: Kinder in der Pupertät können einem echt weit bringen!

S.: Ja, genau!

J.: Da ist was dran!

S.: Er hat ja nicht wirklich was schreckliches gemacht!

Und wir hatten es ja auch vorhin darüber, dass das Kind, das einem am ähnlichsten ist, oft das schwierigste ist! Das sagt Harry ja auch!

J: Aber ist er nicht gerade das nicht? Im Buch wird doch der Punkt gemacht, dass er gerade nicht so ist, wie Harry Potter!

Albus sieht das so, Harry sieht das anders!

J.: Ne, ich glaube, Harry sieht das auch so. Kurz vor dem Ausspruch kam das so rüber, dass Harry das ähnlich sieht. Das der ältere Bruder ihm viel ähnlicher ist, als Albus.

A.: Ja, aber wegen so äußerlichen Dingen. Aber Denken und Handeln...

J.: Ja, das schon. Das ist Potter, aber rein so von den Interessen und der Art, wie er ist, ist er ganz anders wie Harry Potter.

S.: Aber irgendwann am Schluss sagt Harry ja, dass er ihm ähnlicher ist, wegen der Kindheit eben. Weil Albus wie Harry eine schwere Kindheit hatte und James das alles zugeflogen ist. Wie eben seinem Vater James, der auch total selbstsicher war und behütet aufgewachsen ist und Albus hat eben Probleme mit seinem selbst.

Ich glaube auch! Das ist dieses "troubled child" und das war Harry ja auch. Unbeliebt war Harry zwar nicht, aber...

S.: Ne, aber damals, als er so alt wie Albus war, war er ja auch unbeliebt!

Und sie kommen eben beide mit diesem rießigen Erbe: Er ist Harry Potter und Albus und ist Harry Potters Sohn! Und das ist zu viel! Das kann er nicht ausfüllen!

J.: Vor allem der Sohn, der in Slytherin ist!

Ja!

A.: Da wird immernoch ein viel zu großer Deal um die Häuser gemacht! - Das habe ich ja vorhin schon kritisiert: In den ganzen anderen Bänden wurde es ja so aufgebaut, dass es nicht mehr so eine Feindschaft zwischen den Häusern ist und der sprechende Hut dafür ja auch die ganze Zeit seine Lieder gedichtet hat und jetzt ist es irgendwie so: Naja, Voldemort ist weg, also alles vergessen!

J.: Ja, das stimmt! Da ist was dran!

A.: Ich hätte nicht gedacht, dass sich alle so krass aufregen, dass er nach Slytherin kommt!

Ich finde, die Häuser sind auch ein bisschen unausgeglichen! Gryffindor ist halt supercool, Slytherin ist megascheiße und Ravenclaw und Hufflepuff sind halt so ein bisschen egal. 

J.: Ja, aber so war das ja auch schon in den Büchern!

Ja, eben! Auf alle Bücher bezogen!

A.: Aber im letzten Band bekommt man endlich mal einen Einblick in Ravenclaw und die tollen Rätsel, die sie lösen müssen!

Das würde mich so nerven, wenn ich was vergessen hätte!

J.: Das finde ich zum Beispiel bei diesem "Collegue of Wizadry", wo ich nächstes Jahr hingehe, besser gemacht. Da haben die andere Häuser und da haben sie sich wirklich Mühe gegeben, dass alle Häuser wirklich sinnvoll und cool sind! Nicht so ein Arschlochkind-Haus, ein cooles Haus und der Rest egal. 

Über was hatten wir es vorhin noch alles?
A.: Wir hatten es über Cedric Diggory! Unglaublich, dass der Todesser wird!

J.: Ja, zumindest so, wie es da begründet war, ist es unwahrscheinlich!

Der war so ein Herzensguter! Nicht so ein Angeber wir Lockhart, sondern ein guter, lieber, der eben durch tatsächlich erbrachte Leistung hervorgestochen ist! Und du hast es ja vorhin auch gesagt, Anja: Er hätte Harry den Pokal ja auch gegeben!

A.: Anmerkung eines Literaturkränzchenmitglieds: Beim Trimagischen Turnier!

Ich werde deinen Namen da reintippen, das weißt, du, ne? [Lachen] - Zumindest, wenn ich deine und meine Stimme auseinanderhalten kann! Naja, meine kenne ich ja hoffentlich... [Anmerkung der Redaktion: Die Hoffnung hat sich als trügerisch herausgestellt!] - Was war noch spannend?

J.: Nichts?

A.: Doch!

Oh, Jean, das stimmt aber nicht! - Immerhin war es sehr viel Fanservice!

A.: Shipping!

Shipping, ja! - Da müssen wir auf jeden Fall gleich drüber reden! - Ich finde, es wurde sehr viel nachträglich erklärt, was sie sich so gedacht haben. Und das war so der Fanservice für mich! Was hat Draco sich gedacht? Was hat Ginny sich gedacht? Und auch - was ich ein bisschen bemüht fand - das sie so eifersüchtig waren auf das goldene Trio! - Aber jetzt: Shipping!

A.: Kann ich noch eine Sache kritisieren? - Ich habe ja jetzt gerade den vierten Band wieder gelesen und es ist überhaupt nicht so, dass Ludo Bagman immer gesagt hat: So und jetzt Applaus für Durmstrang und bla! Und ich dachte erst, dass hat damit zu tun, dass Harry nicht immer von vorneherein da war, weil bei den Drachen und so hat er es nicht gehört und beim See kam er ja auch zu spät zur Aufgabe, aber bei der letzten Aufgabe, da war er pünktlich da und da hätte er es eigentlich hören müssen! Und da war es nicht da! Und dann immer dieser Witz mit Beauxbautons!

Ja, an den konnte ich mich auch nicht erinnern! Aber das erklärt es natürlich!

A.: Das fand ich ein bisschen doof! - Sorry, das musste noch raus! Das hat tief in mir geschlummert und gewartet! Da gibt es bestimmt auch irgendeine Erklärung dafür! Wahrscheinlich ist deswegen Bellatrix schwanger oder so! - Weil zu wenig Applaus für Beaxbautons war oder so. Da gibt es bestimmt irgendeine Parallele, die man damit erklären kann!

J.: Bestimmt!

Falls irgendjemand dieses Interview liest und plausibel erklären kann, warum Bellatrix schwanger war und wir das nicht mitgekriegt haben: Es gibt eine Kommentarfunktion!

J.: Vor allem glaube ich, dass das nicht mal vom absoluten Zeitablauf hinhaut!

Doch, das schon!

J.: Ne, das kann ja eigentlich nur passiert sein, in der Zeit, in der Harry Potter und der Rest da durch den Sumpf gestapft ist, im letzten Buch. Weil die ja ein dreiviertel Jahr durch den Sumpf geeirrt sind. Aber das haut einfach zeitlich...

A.: Ein Frühchen!

J.: ...da muss die bei der Schlacht um Hogwarts direkt nachdem sie das Kind rausgeschossen hat, in die Schlacht von Hogwarts gezogen sein.

Ist sie doch laut Buch auch!

J.: Das macht einfach keinen Sinn!

S.: Ein bisschen geschwächt müsste sie schon auch noch sein!

Deswegen konnte Molly sie besiegen!

J.: Ach, Blödsinn! Molly war einfach badass! [Lachen]

A.: Das war eine richtig gute Szene!

Ja, also das war uns vorhin auch nicht so ganz logisch. Wenn man nach dem Buch geht, dann kann es schon sein, dass sie diese wallenden schwarzen Todesserumhänge hat und eben nicht dieses schwarze Lack-und-Leder-Korsett. Und da kann man eine Schwangerschaft schon verstecken. - Aber sie kämpft ja die ganze Zeit und würde sie das Kind von Voldemort wirklich gefährden? Ich weiß es nicht!

[Anja schüttelt ihren Kopf]

A.: Ich weiß echt nicht, wo es reinpassen soll.

Vor allem ist es so absurd sich vorzustellen, dass Voldemort Sex hat. Das passt einfach nicht zu diesem ätherischen Voldemortbild!

J.: Das stimmt, ja!

A.: Und was für ein Körper und wie lange und alles! Das würde mich voll interessieren! Das muss ja da gewesen sein, wo er wiedererschaffen wurde!

Aber er hat ja keine Nase, aber vielleicht hat er einen...

J.: Oder er reproduziert anders!

A.: Oder wie die Nase eines Mannes....


Das wäre natürlich traurig! - Deswegen hat die Bellatrix auch auf das Kind so aufgepasst! Die wollte nicht nochmal!

J.: Also vom Alter der Dame her, kann das tatsächlich nur im letzten Harry Potter Band passiert sein! Nicht davor!

Sie sagt das ja auch irgendwann! Sie wurde kurz vor der Schlacht von Hogwarts geboren! - Die Mutter hat, glaube ich, das Kind auch nicht mehr viel gesehen!

J.: Das macht einfach alles keinen Sinn!

Als Theorie fand ich das auch noch ok. Es war einfach so ein absurder Gedanke, dass Voldemort ein Kind haben sollte! Und die steigern sich da halt alle rein. Ok! Aber das es dann tatsächlich so war, fand ich auch ein bisschen konstruiert. 

A.: Meine schöne Theorie wäre - das wäre mir am Liebsten - das es so eine schöne Knastsexszene gab! [Lachen]

J.: Knastsex in Askaban! [Lacht] - Und die Dementoren haben von allen Seiten dann... - Ne, ich glaube, da kann man keinen Sex haben, in Askaban! Ich glaube, da kriegt man keinen hoch!

A.: Ach, Voldemort kriegt immer einen hoch!

Und wenn du so glücklich bist, was glaubst du, was du für einen Patronus machst!

A.: Das ist auch was weißes, was rauskommt!

J.: Ja, aber ich glaube, vorher stürzen sich alle Dementoren der Welt auf dich und saugen dich aus, weil sie sich nicht mehr zurückhalten können, weil du ja so glücklich bist!

Naja, wenn sie an der richtigen Stelle saugen, wirst du vielleicht noch glücklicher! 

J.: [Lacht] Du meinst, das wäre dann ein Perpetum Mobile? [Lachen]

Ein Patronum Mobile!

A.: Ist es das, was du dir vom Interview erhofft hast?

Neee, [lachen] ich dachte, wir wären ein bisschen anspruchsvoller... [Lachen] Aber das ist ok! Ich tippe das so ab!

A.: Wollen wir dann zum Shipping zurückkehren?

Ja, zum Shipping! Also wir sind jetzt auch schon bei 14 Minuten und ich muss das alles abtippen!

A.: Hey, das wird noch so lange, wie ein Buch! Da kannst du dann auch ein Drama daraus machen!

Das wird auch in Dramaform! Schön mit Namen und Doppelpunkt! - Ok, Shipping!

J.: Machst du auch Regieanweisungen dazu?

Ja, zum Beispiel "Anja schüttelt den Kopf"

A.: Das ist bist jetzt die einzige, oder? - "Jean nickt?" [Jean nickt]

J.: So, shipping!

A.: Ja, hier Albus und Scorpius! Ganz ganz ganz großes Thema!

Das hätte mich damit ausgesöhnt, dass es Harry und Ginny und nicht Harry und Draco wurde! Und das hat sie mir nicht gegönnt!

A.: Aber es gibt noch potential! Die sind ja noch nicht in ihrem letzten Jahr in Hogwarts! Und jetzt kommt die Delphienttäuschung und dann kann es ja sein, dass sie zueinander finden!

Das sieht doch ein Blinder, dass die sich lieben!

J.: [Lacht] Oh Mann!

Jean lacht! Das ist auch wieder eine Regieanweisung! - Jean, du bist nicht einverstanden?

J.: Naja, man kann es schlecht wegargumentieren! [Lacht]

A.: Es ist logischer als das Kind, oder?

J.: Das ist das schlimme: Ja!

Und von der Handlung auch besser aufgebaut!

J.: Ja, das auch! - Deswegen lässt es sich schwer wegargumentieren!

Man muss dazu sagen, dass Shippings halt auch schöner sind, als Zeitreisegeschichten! Selbst wenn sie schlecht gemacht sind!

J.: Ich sage nur Blody Valentine Konzert in Hogesmeade, ne! [Jean verweist hier auf: My Immortal Link] [Lachen]

War es nicht Good Charlotte?

J.: Ja, das kann sein!

What are you doing motherfuckers? - Ok, dann kommen wir zu einem ganz kurzen Fazit, nachdem wir jetzt ziemlich wenig Inhalt gebracht haben! Wenn ihr jetzt das Fazit auf einen Satz bringen müsstet, was würdet ihr sagen?


J.: Enttäuschend!

Ein Satz darf aus mehreren Wörtern bestehen!

J.: Das reicht! Mehr will ich zu diesem Buch nicht mehr an Worten verlieren!

Anja?

A.: Der Autor war stehts bemüht! [Lachen]

S.: Es war ok!

Also mir hat es gefallen und ich habe es mir ganz arg eingeteilt, damit es für viele Tage reicht!  Obwohl es nicht das beste aller Harry Potter Bücher ist! - Verdammt, das waren zwei Sätze! - War schön!

A.: Hat Spaß gemacht!

Ich habe Jahre darauf gewartet!

A.: Was lange währt, wird schließlich schlecht!





Dienstag, 9. August 2016

Jochen Till "Fette Ferien" und "Nichts wie weg" [Guilty Pleasure]

Hallo K. Treeonn aus K., welche guilty pleasure möchtest du uns heute beichten?

Also ich stelle euch heute von Jochen Till zwei Bücher vor. Einmal "Fette Ferien" und dann "Nichts wie weg".



Um was geht's da?

Es sind beides Jugendbücher, also Jugendsünden, sage ich jetzt mal. - "Fette Ferien" berichtet aus der Sicht von einem Teenager, männlich, wie er von seinem Vater in ein Ferienlager gesteckt wird - ungewollt. Dann ist es aber das Beste, dass ihm in seiner Jugend passiert ist. Und davon erzählt er eben.


Und was ist so guilty daran?

Einfach, dass das eben aus der Sicht von einem Jungen geschrieben ist, aber total witzig. Und die haben eben so kleine Problemchen, über die man so als erwachsener Mensch, wenn man sein eigenes Leben führt, einfach lachen kann und sich denkt: Ha! Als ich jung war, habe ich die Probleme auch gehabt! Aber jetzt als Erwachsener sind die totale Lapalien!


Merkt man daran, dass man alt wird?

Ja! Definitiv! [Lachen] Definitiv!


Was ist die pleasure daran?

Irgendwie bleibt man innerlich schon jung, weil man merkt, wie einem das Buch früher gefallen hat und es einem immernoch irgendwie Freude bereitet, zu erkennen: Dir hat das damals gefallen und es ist irgendwie immernoch gut, obwohl es eben jetzt schon länger her ist, dass ich mir die Bücher gekauft habe und auch in dem Alter war. So vierzehn bis fünfzehn!
Im anderen Buch, "Nichts wie weg!", hat die Hauptperson, auch männlich, gerade ihr Studium abgebrochen, trifft dann auf seinem Ausweg, aus seinem Alltagstrott, als er nach Australien geht, eine neue Liebe, Und gerade in "Nichts wie weg" habe ich mich zu Anfang des Studiums total wiedererkannt. Einfach weil es da auch bei mir nicht so lief und ich da auch schon öfters dann erkannt, dass man vielleicht dann andere Richtungen einschlagen muss, die man so früher noch nicht gesehen hat.


Also liest du die auch heute noch?

Ja! In regelmäßigem Abstand!


Ist das etwas, was du offen zugibst oder jetzt nur hier mit Balken über den Augen und sonst liegen die irgendwo hinter den anderen Büchern?

Ne, ich gebe das schon offen zu und die stehen auch offen in meinem Bücherregal im Wohnzimmer. Also wenn jemand reinkommt, dann sieht er die auch!


Hast du so Stimmungen, bei denen du das Gefühl hast: Jetzt brauche ich so eine guilty pleasure?

Manchmal schon, ja! Wenn ich jetzt vor allem an diese beiden Bücher denke: Gerade, als es in meinem Leben nicht so lief, wie ich es so erwartet und mir erhofft habe. Da hat mich das immer sehr aufgebaut, wenn ich dann "Nichts wie weg" gelesen habe. Zum Beispiel als es mit meinem Studium überhaupt nicht gut lief! Nachdem ich das Buch dann gelesen habe, ging es mir in der Hinsicht einfach besser und ich habe versucht, andere, neue Wege, zu finden. Und das habe ich geschafft! Ich mache jetzt eine Ausbildung zum Mechatroniker. Das ist eigentlich überhaupt nicht das, was ich ursprünglich wollte! [Lacht]


Dann herzlichen Glückwunsch! - Ist es dann so eine richtige guilty pleasure?

Zwischen singenden Stimmen im Hintergrund im Kanon: Auf Pupsi! [Schnapsgläser werden geleert, auf unsere Beteiligung bestanden]

Na super, das hab ich jetzt eine Minute lang auf Band! Naja, dann geht das Abtippen schneller! [Lachen]

Eigentlich ist es gar keine richtige guilty pleasure. Aber es ist schon wiederum eine, finde ich, denn: Wer liest den schon als erwachsener Mensch immernoch Jugendbücher? [Lacht]



Das ist sozusagen der guilty Pleasure Aspekt?

Genau!


Das ist natürlich sehr legitim! [Lachen]
 
Ja! - Also bestimmt haben jetzt andere Leute, irgendwelche anderen Guilty Pleasures, so historische Romane oder "50 Shades of Grey". - Das ist, glaube ich, so das gängigste guilty Pleasure! Jeder schämt sich dafür es gelesen zu haben, aber vom Schreibstil ist es doch irgendwie geil! Und ich habe das Buch natürlich auch gelesen! [Lachen] Aber nicht wegen der Handlung, sondern wegen dem Schreibstil. Ich finde es mega faszinierend, was ein Autor über seinen Schreibstil aussagen und rüberbringen kann! Das ist bei Jochen Till auch definitiv der Fall! Der Mann war schon über vierzig Jahre alt, als er die Bücher geschrieben hat! Er schreibt aber in so einem Stil, dass sich Jugendliche im Alter von vierzehn Jahren immernoch davon angesprochen fühlen.


Lesen das auch Jugendliche?

Ja! - Ich finde, dass ist ein richtiges Talent, wenn man innerlich so jung geblieben ist, dass man Vierzehnjährige mit seinen Büchern immernoch begeistern kann!


Ja! - Also würdest du die empfehlen?

Ja, würde ich schon! Wenn man sich gerade auch mal für die Sicht von einem männlichen Protagonisten interessiert. Also ich als Mädel fand das immer besonders witzig, wenn du da dann irgendwie lesen konntest und dich gefragt hast: Sprechen die vielleicht wirklich so mit ihren Kumpels? Ich fand es lustig! [Lacht]


Kommt da dann auch so die Pupertät rein? Pickel, erste Liebe...

Ja, das kommt auch sehr rein!


...Kondome kaufen...

Ne, das jetzt nicht. [Lachen] Aber in beiden Büchern ist es so, dass die ihre ersten oder auch zweiten Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht machen und das dann auch so beschrieben wird und wie sich die männlichen Hauptpersonen dann dabei auch fühlen. Also das ist schon lustig zu lesen, wenn sie dann auch richtig tapsig dargestellt werden!


Dann vielen Dank! Und irgendwann werde ich dich dann mal zu "50 Shades of Grey" interviewen wollen!

Aha! Alles klar! [Lachen]


Wofür man sich ja auch schämen kann! Nicht muss,...

...aber kann! Ja!


Das schöne an guilty Pleasure ist ja, dass man sie trotzdem liebt, auch wenn man sich für sie schämt!


Ja, genau!


Vielen Dank auf jeden Fall!

Mittwoch, 13. Juli 2016

Terry Pratchett "Mummenschanz" [Interview]

Hallo Simon! Welches Buch liest du gerade?

"Maskerade" (dt: Mummenschanz) von Terry Pratchett.


Um was geht´s da?

Gute Frage! [Lacht] Ich sage doch! Das ist schwierig zusammen zu fassen!


Es ist ein Scheibenweltroman?

Es ist ein Scheibenweltroman, genau! In "Maskerade" speziel geht es um eine Oper, oder ein Opernhaus, in dem ein Geist wütet. Ein Geist - also man weiß nicht genau, ob es wirklich ein Geist ist oder irgendjemand. Und der hat ein paar Leute getötet und zufälligerweise sind zwei Hexen anwesend, die versuchen, diesen Geist sozusagen dingfest zu machen.


Der Roman ist aus der Hexenreihe?

Ähm, nicht ganz! Es ist mehr so ein Crossover. Es spielt in Ankh-Morpork und es sind nur Granny und Nanny Ogg von den Hexen dabei. Aber die beiden sind schon so die Hauptpersonen. Man kann schon sagen, dass es in der Hexenreihe spielt!


Ich habe selber noch keine Hexenbücher gelesen - die sind nicht immer in Ankh-Morpork?

Ne, die sind meistens in ´ner anderen Stadt, irgendwie relativ weit weg von Ankh-Morpork. Die sind da jetzt wirklich nur halb zufällig, weil Nanny ein Buch geschrieben hat und dafür zu wenig Geld bekommen hat und das halt in Ankh-Morpork verlegt wurde und die sich den Verleger vorknöpfen wollen.


Wir gehen da jetzt mit so einer Selbstverständlichkeit mit um, aber wenn man die Scheibenwelt nicht kennt, was macht die aus?

Ein bisschen absurder Humor, ein bisschen schwarzer Humor und - es ist schwierig zu beschreiben. Es ist ein Genre für sich. Es ist zwar offiziell ein Fantasyroman, aber man kann es nicht vergleichen mit dem "Herr der Ringe" oder sowas. Es legt weniger Wert auf Fantasy, weniger Wert auf große Schlachten oder sowas. Also große Schlachten passieren eigentlich nie. Jedenfalls noch keine in den Büchern, die ich gelesen habe. Dafür mehr auf gewitzte Sprache, eine gewitzte Handlung und unerwartete Geschehnisse.


Du erwähnst die Sprachwitze: Lohnt es sich auf englisch zu lesen?

Ich habe es noch nie auf Deutsch gelesen. Also genau beurteilen kann ich es nicht, aber so von den Sprachwitzen, die ich kenne, auf jeden Fall. Also ich wüsste bei vielen nicht, wie man die auf Deutsch übersetzen soll.


Wie gut muss man englisch können um das auf englisch zu lesen?

Man sollte wahrscheinlich schon auch ein paar andere Bücher auf englisch gelesen haben, weil halt auch gerne mal Slang... - nicht unbedingt Slang, aber Trolle halt eine ungebildetere Sprache haben. Besonders wenn Briefe oder sowas geschrieben werden, ist die Kommasetzung komplett anders und wenn man sich dann nicht so gut auskennt, ist es, glaube ich, ein bisschen schwierig. Man sollte es schon recht gut können, glaube ich.


Du liest öfters Scheibenweltromane?

Ja, ich habe jetzt, glaube ich sechs. Das ist der sechste Scheibenweltroman, den ich lese. Aber ich will sie alle lesen! [Lacht]


Na, dann viel Spaß!

Werde ich haben!


Verglichen mit den anderen: Ist es eher ein stärkeres oder ein schwächeres Scheibenweltbuch?

Ähm... [Überlegt] Da ich vorher "Lords and Ladies" [dt. "Lords und Ladies"] gelesen habe, das auf jeden Fall aus der Hexenreihe ist, und ich das nicht ganz so gut fand, bin ich jetzt wieder sehr begeistert von "Maskerade". - Aber wie gesagt, ich habe bisher erst sechs gelesen und es gibt ja dreißig oder so!  Auf jeden Fall über zwanzig! - Ich würde sagen: Oberes Mittelfeld. Aber da alle Diskworldnovels gut sind, ist es auf jeden Fall gut! [Lacht] [Anm. d. Red.: Simon ist mittlerweile mit dem Buch fertig und möchte seine Meinung noch nach oben redigieren]


Also du würdest es empfehlen?

Auf jeden Fall!


Was würdest du als Einstieg in die Scheibenwelt empfehlen?

Ist schwierig! [Überlegt] Da die Scheibenweltromane ja eigentlich alle so geschrieben sind, dass man mit jedem sozusagen einsteigen kann und man nicht die ganze Reihe von vorne nach hinten lesen muss, sind eigentlich fast alle geeignet. Ich habe, glaube ich, mit "Men at Arms" [dt. "Helle Barden"] angefangen, was ich ganz praktisch finde, weil da die Stadtwache und Ankh-Morpork vorgestellt wurde. Das war ganz praktisch! Danach habe ich, glaube ich "The Last Continent" [dt. "Heiße Hüpfer"] gelesen, was auch gut war, den in dem Buch wurden die Zauberer schön dargestellt. Allerdings sind das welche von den letzten zehn. Aber da es welche von den letzteren sind, würde ich sagen, man kann eigentlich mit fast jedem anfangen. Die Charaktere werden immer nochmal gut erklärt und so.


 
Du erwähnst es gerade: Welche Reihen gibt es bei der Scheibenwelt?

Äh, ich weiß es nicht! Das mit der Hexenreihe habe ich gerade zum ersten Mal gehört! [Lacht]


Jetzt hoffe ich, dass ich nichts Falsches gesagt habe! [Lachen]

Ich finde, es würde halt passen: Es gibt halt ein paar Bücher, die sich hauptsächlich mit den Hexen beschäftigen, ein paar Bücher, die sich hauptsächlich mit der Stadt Ankh-Morpork an sich und dann häufig mit der watch beschäftigen und dann gibt es noch viele, die über die Zauberer gehen und welche mit dem Tod. Ich glaube, das war es so ziemlich, von dem ich weiß.


Das sind auch die, die ich kenne! - Wie weit bist du mit deinem Buch?

Fast fertig! Ich glaube, drei Viertel oder ein bisschen mehr!


Und danach gleich das nächste?

Ja!


Weißt du schon, welches?

Ich habe gerade den Namen vergessen, aber ich weiß, theoretisch, welches! [Lachen] Das, das direkt danach kommt!


Also auch Hexen, Theater und Ankh-Morpork?

Ne, ich glaube nicht. Es ist auch eine Discworldnovel, aber ich glaube nicht, dass es wieder mit Hexen ist.


Dann vielen Dank!


Montag, 4. Juli 2016

Naka Misawa "Mein König" [Guilty Pleasure]

Hallo C. Missklang aus H., von welcher Guilty Pleasure möchtest du uns heute erzählen?

[Kichert] Da muss ich direkt etwas beschämt kichern! "Mein König" von Naka Misawa mit Zeichnungen von Hinako Takanaga, die aber meiner Meinung nach nicht so toll da rein passen! Ich liebe Hinako Takanaga! Die macht ganz viele so [lacht] Schwuchtelcomics. Die sind alle immer sehr kitschig, kein Yaoi sondern eher Shonen Ai, die haben... - obwohl, da bin ich mir gar nicht sicher! Haben die Sex bei ihr? Vielleicht manchmal ein bisschen, aber nicht so doll!

[Einwurf  des "anwesenden Psychaters": Das ist der beste erste Satz aller Zeiten!]

Also Yaoi ist eigentlich das, wo du so richtig was siehst. Aber das muss dann natürlich zensiert sein. Das heißt du siehst dann den Pimmel nicht, aber das Sperma, das rauskommt. Super! - Egal! - Jedenfalls ist das so ein kleiner Taschenroman. Die sind so komisch DIN A38 oder so, ganz klein und dick, und da sind ein paar einzelne Zeichnungen drin, aber die finde ich, wie gesagt, nicht optimal. 


Bei dem Thema ist klein und dick aber auch schon komisch, oder?

Es sind beides groß gewachsene, schlanke, junge Männer. [Lacht] Wobei, bei Rei weiß ich es gar nicht. Der ist so klein! 


Um was geht´s eigentlich?

Es ist eine Liebesgeschichte und es kommt auch ein bisschen Fanservice mit vor - wie man das so schön nennt, bei uns, damit man nicht gleich in der Öffentlichkeit "Boah! Die ficken!" rufen muss. Das ganze zwischen zwei Jungs, wie das so ist. Der Ich-Erzähler heißt Rei. Der ist so ein Künstler und malt und ist ganz sensibel. Der Andere ist eigentlich sein Widersacher in der Schule. Die werden sowieso schon immer miteinander assoziiert, weil sie beide die Musterschüler sind, der eine ist dabei so ein kleines Arschloch und der andere so ein ganz Braver. Dann wird Rei irgendwann von irgendeinem in der Bahn begrapscht und  denkt sich dabei: "Hm, der denkt wohl ich bin ein Mädchen, ich sehe ja eh aus wie meine Schwester!" - Dann fällt ihm aber auf: Nein! Ich habe ja meine Jungenschuluniform an! Der weiß, dass ich ein Junge bin. Dann grinst der Typ ihn noch dämlich an und er bekommt Panik und dann kommt der Andere und rettet ihn und macht den Typ zur Schnecke. Und dann begrapscht er ihn selber. Und damit geht das ganze los.


Ich spare mir jetzt die Frage, was so guilty ist an deiner Pleasure...

Ja, ich glaube, das ist ziemlich offensichtlich! [Lachen]


... und frage mal nach der Pleasure direkt: Was ist so toll an deinem Buch?

Wie ich gerade schon zu dem anwesenden Psychiater gesagt habe: Ich lese es immer dann, wenn ich ganz dolle Liebeskummer habe, weil es so unglaublich kitschig ist und mir das irgendwie emotionale Befriedigung gibt!


Weil es ein Happy End hat? Oder weil sie die ganze Zeit Sex haben und du nicht, weil du ja Liebeskummer hast?

Beides! [Lachen] Weil ich gerne so schnulzigen Scheiß lese, wenn ich Liebeskummer habe. Ich glaube, dass können viele Frauen nachvollziehen! - Bei mir sind es dann Homos, aber auch egal!

Das mit Frau-Mann hat ja dann gerade nicht geklappt!

Ja, ne! [Lachen] Wobei, man muss dazu sagen: Bei diesen ganzen Sachen, bei dem Shonen Ai/Yaoi-Genre, ist es meistens so, dass einer von den Jungs eigentlich ein winselndes Mädchen ist, das halt als Junge beschrieben ist. Aber er ist immer so ganz feminin und solche Charakterzüge, über die sich die Otto-Normal-Japanerin selbst definieren würde.


Das ist dann ein komplettes Genre?

Ja, absolut! Mit vielen Fans! Und das fängt schon in der Kinderstube an! Das glaubst du gar nicht! Da ziehen sich die kleine elf- bis dreizehnjährigen Mädchen diese pornographischen Comics rein und finden es voll geil! Aber ich finde es ok! [Lacht]


Hast du es öfters gelesen?

"Mein König"? Ja, ich glaube ich habe es zwei Mal gelesen. Jeweils in Zeiten tiefer Trauer, mit ganz viel J-Rock im Hintergrund, der halt auch so schwülstig, schnulzig ist. - War sehr schön!


Hast du eine Kostprobe? Möchtest du uns ein Beispiel vorlesen?

[Kichert] Mehrere! [Sucht]


"Die Stimme des Monarchen hatte etwas metallisches, doch dahinter loderte die Flamme seines Verlangens! Ich sollte also auf kleiner Flamme ganz durchgeröstet werden! Der Schweiß ran mir vom Kopf und ich wusste jetzt, wie sich ein Spanferkel fühlen müsste, das genüsslich mit Öl bestrichen wurde. - 'Bitte, so gewähre es mir doch endlich!'" - Ich finde die Übersetzung nicht so ganz geglückt! Aber egal! "'Befreie mich endlich!' Wie wild umklammerte ich Tokairin. An der Stelle, an der wir vereinigt waren, zog ich mich unwillkürlich zusammen, um ihn schneller zum Höhepunkt zu bringen. Doch er zog in der Erregung nur ein wenig seine Augenbrauen zusammen und grinste dann. Das vollendete Grinsen eines Dämons! 'Wenn du mich darum bittest, lasse ich dich kommen!' Und dann sagte er so boshaft und so schön: 'Du musst mich nur ganz lieb darum bitten!'"

Pause! [Sucht] Nächste Stelle:

"'Leg dich hin! Ja genau! Wir beide, du und ich!' Ruhig strich er mit einem Finger über meine Lippen. Nachdem er zunächst deren Konturen nachgezeichnet hat, drang er langsam ins Innere vor. Mit vier Fingern kraulte er mich am Kinn, während sein Daumen zwischen meine Lippen drang. Wir beide sind schon intim miteinander geworden! Intim miteinander! Der Klang dieser Worte lies mir mein ganzes Blut in den Kopf schießen! Intim miteinander! Soweit war es also gekommen! 'Knallrot! Wie süß!' Er lachte anzüglich. Er redete anzüglich. Seine Stimme, sein Gesicht, alles an ihm war anzüglich. Wenn er mich auch süß genannt hatte, so konnte ich mich doch nicht so richtig darüber freuen. Das lag vielleicht daran, dass ich nicht recht fest machen konnte, ob es nun als Lob gemeint war, oder er mich nur wieder aufziehen wollte! Sollte man sich überhaupt darüber freuen, von einem Mann als süß bezeichnet zu werden? 'Du scheinst es ja richtig genossen zu haben! Damit, dass du gleich ohnmächtig wirst, hätte ich allerdings nicht gerechnet!"

[Sucht]


Nächste Stelle?

Nein, die gehört dazu! Mit ... sozusagen:

"'Geht es wieder?" Tokairins Stimme wurde nun zu meiner Überraschung freundlich. Er hatte seine rechte Hand aus meinem Mund genommen und schmiegte sie an meine Wange, als würde er etwas Zerbrechliches  berühren. 'Da habe ich dich ganz schön rangenommen, was?' Mit einer plötzlichen Bewegung steckte er seine linke Hand unter die Decke und streichelte die Stelle, die man eigentlich nicht erwähnt. Mein unbekleideter Unterleib war wehrlos ergeben und lies es einfach zu, dass er von einem Mann berührt wurde. Sprachlos blickte ich Tokairin in die Augen, merkte, dass er eine Hose an hatte und ich das dazugehörige Oberteil. So als trügen wir den gleichen Pyjama. Wie frisch Verheiratete!" 


Wenn du jemand "Mein König" empfehlen müsstest, wem würdest du es empfehlen?

[Überlegt] - Furchtbaren Kitschnudeln, die keine Angst vor Arschsex haben! [Lachen]



Das lasse ich jetzt mal als letzte Worte stehen! Ich glaube, besser kriegen wir das nicht hin!

Ja! [Lachen]

Vielen, vielen Dank für´s Interview!

Dienstag, 21. Juni 2016

Charlaine Harris "Vampire schlafen fest" [Guilty Pleasure]

Eigentlich müssen wir für die richtige Stimmung im Interview noch betonen, dass wir 
gerade Juggerpause machen, weil im Hintergrund episches Gewitter, Wind und Regen  toben. - Jetzt, da dein letztes Stündchen geschlagen hat, I*** welche Guilty Pleasure möchtest du uns beichten?

Welcher I***? Welcher I***?  

 
Ähm, I. Mortis aus M. Punkt!

Ich bin Krummrücken von Frankenfels! [Lachen]


Ok, Krummrücken von Frankenfels!

Das passt auch ganz gut zu dem Buch, dass ich gerade gelesen habe, bzw. vor längerer Zeit gelesen habe! - Aber sagen wir mal nicht Buch, sondern Buchserie - es sind nämlich jede Menge Bücher und ich habe die ersten fünf oder sechs davon gelesen. Und zwar heißen die "Vampire schlafen fest" und sind die Vorlage für die wundervolle Serie "True Blood"!


Ich höre die Nachtigall schon trapsen, aber ich frag´s trotzdem: Was ist so guilty an deiner Pleasure?

Das sind schon ganz schöne Mädchenbücher, dass muss man doch sagen! Also man bekommt die weibliche Perspektive sehr ausführlich! Man weiß immer, was sie trägt und warum und die Schuhe passen auch immer gut zu ihrer Perlenkette. Aber es ist auch mal schön, bei Sexszenen die weibliche Perspektive zu bekommen! Das ist auf jeden Fall gut!


Jetzt lege ich dir den Strick um den Hals: Warum sind das Mädchenbücher, wenn die Schuhe zum Outfit passen?

In der Literaturwelt hast du ja relativ selten die weibliche Perspektive. Meistens hast du männliche Protagonisten, beziehungsweise Männer schreiben für weibliche Protagonisten irgendeine Geschichte. Und hier hast du eine Autorin, die tatsächlich als Hauptfigur eine Frau hat und damit kriegst du halt die Perspektive besser rein. Was ich sogar ganz gut finde, ehrlich gesagt, weil ich das sonst sehr selten lese! Im Vergleich dazu lese ich zum Beispiel gerade "Contact" von Carl Sagan und da ist die Hauptfigur auch weiblich, aber von einem Mann geschrieben. - Es ist ein romantisch mystischer Roman, du hast Vampire und eine Liebesgeschichte...


Man muss für´s Interview jetzt ganz kurz aus dem Off sagen, dass wir ein bisschen abgehackt werden, da es nebenher gewittert und wir klären müssen, ob jetzt jemand Bier holen fährt...

Und bevor wir sterben, möchte ich halt noch beichten, was ich gelesen habe!

Wir hoffen gerade noch, dass die Beichte auch was wird. Das Gewitter ist ziemlich laut und hoffentlich hört man nachher auf Band auch uns und nicht nur das Gewitter!

Ja, das ist richtig! Es ist auch ein bisschen schwer das alles kohärent darzustellen, weil ich die ganze Zeit Angst davor habe, dass wir überflutet werden! Aber das ist besides the point, würde ich sagen.


Weißt du noch, was du zuletzt gesagt hast? Ich weiß es nicht mehr! [Lachen]


Ok, fangen wir nochmal von vorne an: Warum ist das ein Mädchenbuch?


Nein, nein, das hatten wir schon

Ja, das hatten wir schon!



Warum war es eine Pleasure?

Es ist eine guilty Pleasure, weil es schon so ein etwas schnulliger Liebesroman ist! Es ist schon relativ billig von der Story her! Das Mädchen ist natürlich Jungfrau und unschuldig, aber hat richtig große Brüste und sieht gut aus. Ihr habt die Serie ja vielleicht gesehen?


Ne, ich nicht. Aber erklär es ruhig genauer - vor allem den Teil mit den Brüsten!

Den Teil mit den Brüsten, ja! - Ja, dann trifft sie diesen mysteriösen Mann, der sie als Erster verstehen kann und ihre Unschuld dann auch nimmt. Dann geht sie auf eine Entdeckungsreise und wird im Grunde genommen zur Frau! Das ist so die Art Bücher, die man normalerweise als Groschenroman bezeichnen würde, allerdings muss man zur Verteidigung dieses Buches sagen: Die Story ist wirklich nicht schlecht! Die Idee, dass du Vampire hast, die an die Öffentlichkeit gehen und dann diese Sache, dass sie versuchen, sich in die Gesellschaft zu integrieren und welche Konflikte es da gibt, wenn du diese ganz übernatürlichen Wesen hast. Da kommen ja auch Werwölfe und so weiter vor und eben normale Menschen. Das ist schon sehr spannend! Deswegen habe ich auch die ersten sechs Bücher gelesen und nicht nach dem ersten nach ein paar Seiten aufgehört.


Wenn du das so erzählst, merke ich, dass ich eine ganz wichtige Frage vergessen habe! Um was geht´s? [Lachen]

Ja, worum geht´s? - Es geht um Folgendes: Wir leben in einer Welt, in der es tatsächlich übernatürliche Wesen gibt. Also Vampire, Werwölfe, Gedankenleser, was-weiß-ich... . Und in dieser Welt haben die Vampire kollektiv beschlossen, dass sie an die Öffentlichkeit gehen und sagen: Hey! Uns gibt es! Und wir wollen Teil der offiziellen Gesellschaft werden. Alle anderen übernatürlichen Wesen haben das noch nicht gemacht, aber die gibt es!

Von denen wissen die Menschen dann auch nichts?

Von denen wissen die Menschen nichts! So, und die Vampire in Amerika... - es spielt in Amerika, ich bin mir gerade nicht sicher, aber ich glaube in Mississippi oder so. In einem dieser Südstaatenhinterwäldlerstaaten jedenfalls. Der Hauptcharakter Sookie ist eine Gedankenleserin und lebt da in so einer Kleinstadt und trifft dann irgendwann auf Bill. Bill ist ein Vampir und sie verliebt sich in diesen und dann werden sie romantisch involviert und im Endeffekt kommen sie zusammen und sie wird in diese Vampirwelt mit hineingezogen, weil sie als Gedankenleserin da große Vorteile hat. Die Gedanken der anderen Vampire kann sie nicht lesen, aber sie ist auf jeden Fall praktisch. Die Vampire sind im Grunde genommen eine Allegorie auf die Mafia. Die haben ein bisschen so mafiöse Strukturen. Sie sind zwar offiziell anerkannt, aber so ein bisschen dubios. 



Und wie funktioniert das dann mit Blut? Trinken die kein Menschenblut?

Genau. Die Serie heißt "True Blood" und zwar nach dem Produkt "True Blood" im Buch, welches ein synthetisches Produkt ist, welches sie trinken. Und es ist wohl auch legal, solange sie die Menschen nicht töten, dass sie die auch beißen. Zum Beispiel beim Sex findet es Bill ganz toll, sie ein bisschen zu beißen und das ist auch hocherotisch für das Opfer. 



Also ist die ganze moralisch fragwürdige, diabolische Komponente aus den Vampiren rausgewaschen? 

Genau! Offiziell sollen sie halt "True Blood", also dieses Synthetikprodukt trinken. Es gibt zum Beispiel auch bei der Polizei Vampire, also Polizeivampire, die zum Beispiel gerufen werden, wenn ein Vampir randaliert, weil ein normaler Mensch kommt mit denen nicht klar, weil sie natürlich viel stärker, schneller... sind. 


Und was ist die Pleasure daran? 

Die Pleasure daran ist, wie gesagt, einerseits wirklich, dass du endlich mal eine weibliche Perspektive bekommst und das es wirklich von einer Frau aus Sicht einer Frau geschrieben ist. Das finde ich relativ selten, muss ich sagen! Das stimmt, ja! Ich lese halt gerne Science Fiction und da sind die meisten Autoren Männer und die Hauptcharaktere sind auch meistens Männer! Das Andere ist tatsächlich die Story, das muss man auch sagen! Das ist tatsächlich mehr so ein Krimithrillerding. Ein bisschen übernatürlich, was auch ganz cool ist, ein bisschen Mafia dabei... - die Story ist wirklich nicht schlecht!


Gibt es für dich so Stimmungen oder Punkte im Jahr, wo du das Gefühl hast: Jetzt habe ich Lust auf solche Guilty Pleasure Sachen?

Eigentlich nicht, nein! Ich habe relativ wenige guilty-Pleasure-Bücher. Das hier habe ich damals genommen, weil die Exfreundin von meinem besten Freund das immer gelesen hat. Irgendwann habe ich dann gesagt: Was liest du denn da eigentlich? Habe mir das dann geschnappt, angefangen und dachte: Ja, ich lese da so dann die ersten zehn Seiten um mal zu wissen, was sie so liest und dann konnte ich nicht mehr aufhören! 



Also würdest du es empfehlen? 

Ja, wenn man nicht zu sehr davon genervt ist, dass sie irgendwie alle paar Seiten schreibt, was genau sie zum Date mit ihrem Lover trägt. Dann ist es ok. Dann kann man es lesen und dann ist es auch ok! 


Vielen Dank! Machen wir noch das Foto? 

Aber bitte so, dass man auch sieht, dass das Cover glitzert!

Samstag, 18. Juni 2016

Vladimir Nabokov "Lolita" [Interview]


Hallo Cat, was liest du gerade?


Ich habe gerade "Lolita" von Vladimir Nabokov fertig gelesen. Ich habe es echt fertig gekriegt! Ich glaub´s nicht! [Lachen] 


Um was geht´s da?
Also was ich vorher wusste, war aus der Einführung in die Literaturwissenschaft - von einer Kommilitonin und dem Herr Kiesel - es geht wohl um einen Mann, der sich in ein kleines Mädchen verliebt. Und die Kommilitonin hatte gesagt, dass es sich wie ein Liebesroman liest und das man sich sehr in den Protagonisten reinversetzten kann und man die ganze Zeit überzeugt ist, dass er sie wirklich liebt und man sich selber deswegen ganz komisch fühlt, weil man ja eigentlich weiß, dass das  nicht ok ist. Deswegen wollte ich es unbedingt lesen! - Ich habe es jetzt gelesen und ich finde, es liest sich deutlich anders als das, was sie gesagt hat! Ich finde, man merkt schon, dass... - also am Anfang ist sie schon in ihn verknallt, aber man merkt schon, dass sie das, was im Laufe des Buches passiert, eigentlich gar nicht will und das er sie schon mit Gewalt und Manipulation und solchen Dingen zu Dingen zwingt, die sie nicht will. Sei es nur das rumreisen - die fahren dann viel rum, weil er nicht weiß wohin, glaube ich - oder auch Dinge die sie dann für ihn tun darf. Kann man sich jetzt vorstellen!



Abhängigkeit ist ja auch ein großes Thema im Buch, oder?

Ja! Er freut sich total, als ihre Mutter stirbt. Sie ist dann auch gleich der Überzeugung, dass er sie umgebracht hat. Hat er aber nicht. Weil er ja praktisch der Letzte ist, den sie noch hat und dann mopst er sie und haut mit ihr ab und macht einen Roadtrip mit ihr! Sie sind die ganze Zeit nur zu zweit. Immer wenn sie mit anderen Leuten spricht, dann findet er das total furchtbar und hat Angst, dass sie ihn betrügt und weiß der Geier was alles. Das heißt, er ist auch irgendwie auf eine seltsame, verquerte Art abhängig, aber was er macht ist, mit Absicht sie abhängig machen. Damit sie sich nicht wehren und weglaufen kann! Er hat immer Angst, dass sie wegläuft. Deswegen versucht er immer alles so zu kontrollieren, dass sie sich nicht traut, wegzulaufen. 


Ich finde es interessant, was deine Kommilitonin sagt, da ich mich auch letzenzs mit jemand unterhalten habe, der am Anfang den Humbert Humbert auch total verstanden hat. Ich persönlich sehe das aber auch wie du: Das fängt ganz früh an!

Das es seltsam ist, ist von Anfang an klar. Schon alleine wegen des Themas, aber in dem Moment... - Darf ich? Naja, wenn es gespoilert ist, braucht ihr es schon nicht selber lesen! Ihr seid froh, glaubt mir! [Lachen]



Ich frage dich nachher nach einer Leseempfehlung! [Lachen]

Es gibt ja diese Szene am Anfang, als die Mutter noch lebt. Da wohnt er bei denen und sie setzt sich auf seinen Schoss und er rubbelt sich unter ihr so rum. Er freut sich total, weil sie ihm so nahe ist und eigentlich ist es ganz furchtbar! Im Prinzip ist es wie im Minnesang: Och, ich leide hier rum! - Aber er macht sich dann ins Höschen, weil er es so toll findet und reibt sich dann von unten an ihr, möglichst so, dass sie es nicht bemerkt um ihre Unschuld unangetastet zu lassen und so. Ich finde, da geht´s noch und ich verstehe das auch, dass er sich da so quält! Es ist ja eigentlich eine blöde Situation für ihn! Aber in dem Moment, in dem er die Mutter heiratet, damit er die ganze Zeit beim Kind sein kann, da ist es doch eigentlich schon vorbei, oder? Da ist es doch nicht mehr romantisch, da ist es doch nur noch Banane! [Lachen] 


Es ist definitv ein Buch über psychische Untiefen! - Du hast es eben schon so halb angedeutet, trotzdem will ich es nochmal hören! Würdest du es empfehlen?

Hm. [Denkt nach] Als soziologische Studie vielleicht. - Wie gesagt: Ich habe davon gehört, da war ich im ersten Semester. So, ich muss mich jetzt mal hier outen: Ich habe zwölf Semster studiert, habe dann abgebrochen und das ist auch schon eine Weile her! Ich habe mich seither nicht an dieses Buch getraut, weil ich wirklich Angst hatte, das ich zu sehr mitfühle und es mich total in Verwirrung stürzt.  - Ging! Aber lecker war es nicht!


Wie ging es dir damit? 
 
Oftmals nicht so gut. Ich habe es dann auch immer mal wieder ein paar Tage weggelegt, weil ich es doch zu eklig fand! Es wird ja nicht direkt beschrieben, wie sie Sex haben, zum Beispiel, aber man weiß es doch immer. Und in Rückblenden erzählt er dann immer so häppchenweise, also nicht so total detailliert, aber man weiß es dann und dann dreht es einem doch den Magen rum.



Kafka sagt ja, Literatur solle die Axt sein für das gefrorene Meer in uns!

Was?



Die Axt für das gefrorene Meer in uns. Sprich: Literatur soll uns weh tun, damit sie uns weiterbringt.

Ich finde Kafka so behindert! 



Da du ja Nabokov auch nicht so toll findest: Kann man da Kafka darauf anwenden? Funktioniert das Buch so? Bringt es einem weiter? - Vielleicht ist das die richtige Frage! Bringt es einem Weiter?


Ich finde überhaupt nicht! - Also es ist interessant, sich mal mit dem Thema auseinander zu setzen, weil es doch eines ist, das man gerne verdrängt, aber das trotzdem für viele arme kleine Mädchen eine Lebensrealität darstellt. Aber... [denkt nach] Ne, weiter bringt´s eigentlich nicht! - Er ist auch so verklärt, aber auf so eine komische Art! Er denkt die ganze Zeit auch, dass ihm alle seine Lolita ausspannen wollen, dabei gucken ihn nur alle komisch an, weil er ein alter Sack mit einem kleinen Mädchen ist. Echt! - Also ich finde nicht, dass es einem auch nur irgendwie weiterbringt, ne!



Also kannst du auch nicht verstehen, warum es ein Klassiker wurde?

Doch! Es ist gut geschrieben!



Ok, also qualitativ, als Autor...

Obwohl, ich weiß nicht, wie das Original ist. Ich habe die deutsche Übersetzung. Hat er es auf russisch geschrieben? Ich weiß es nicht.



Ich glaube auf englich oder französisch sogar. [Anm. d. Red. Es war auf englisch in Frankreich]

Ja, englisch vielleicht. Es sind ganz viele französische Zitate drin, bei denen ich mir denke: Höhö, blöd, für die, die es nicht können! [Lachen]



Mich zum Beispiel! [Lachen]

Ich finde, er kommt manchmal ein bisschen arg pathetisch daher. Also da dreht es mir dann auch ein bisschen den Magen rum. Aber das passt auch zum Protagonisten, weil er sich ja auch selber so ultrabelesen und intellektuell fühlt und dann so schwülstig daher redet und das tut Nabokov im Buch dann auch. Das finde ich eigentlich nicht so geil, aber sonst finde ich es gut geschrieben. Und der Plot: Ja, es passiert zwar nicht viel, zumindest nicht viel Abwechslungsreiches, aber trotzdem!


Im Buch dreht sich ja auch ganz viel um Pädophilie!

 Ja, das ist so das Thema. Ich habe da vor einigen Jahren mal drüber gelesen und habe eigentlich gelesen, dass das, was klinisch anerkannt ist als Pädophilie, das ist, wo man von der Lebensrealität und der Welt von Kindern besessen ist und das toll findet und das man dann eigentlich den Kindern niemals was tun würde, weil man das so toll findet und gerne selber wieder ein Kind wäre. - Im Buch hier ist das jetzt ganz anders. Viel mehr so wie die Definition im Volskmund - ein Kinderficker halt. Ich habe darüber gelesen, weil ja Lewis Caroll - und auch einige andere Autoren - anscheinend Tendenzen hatten. Das fand ich dann ganz spannend, weil bei Lewis Caroll ist es ja nichts Ekliges. Da ist es wirklich so: Du kommst ins Wunderland und das was ein phantasistisches kleines Kind sich da ausmalt. Und hier ist es halt... - Deswegen glaube ich nicht, dass es einemso viel weiterbringt. Es gibt Leute, die sich verhalten wie Humbert Humbert, aber ich weiß nicht, ob es das ist, was man Pädophilie nennen sollte.


Vielleicht kommt das in zwei Stufen? Das du anfängst, dich als Kind zu fühlen, dann suchst du dir natürlich einen Partner auf deiner Ebene und der ist ein Kind.

 Ja, das kommt im Buch ja eigentlich schon raus. Er bleibt ja darauf hängen! Er hat irgendwann in jungen Jahren so eine Jugendliebe im Sommercamp oder weiß der Geier wo und hat dann fast Sex mit ihr und ist megaverliebt in sie und dann funktioniert das nicht oder so.


Sie stirbt, oder?

Ja, sie zieht weg und dann stirbt sie oder irgendwie sowas. Und dann ist sie weg und er bleibt daran hängen und ist quasi wie mein einer Klassenkamerad: Er wurde immer älter, die Freundinnen blieben im gleichen Alter. Und so ist das beim Humbert Humbert quasi auch. Der fühlt sich immernoch zum gleichen Typ Mädchen hingezogen und wird dabei immer älter.


Das Problem ist ja im Grunde, dass er es auslebt!

Ja! Wobei er das schon selber auch problematisiert. Er hat ja viele innere Monologe, wo er dann sagt: Oh, ich bin ein Monster! Und so Zeug! Aber so richtig meinen kann er es ja nicht, sonst würde er es doch lassen! 


Er zerstört ja Lolita letzendlich damit!

Ja und er schreibt es ja in Retrospektive, wo er ja dann schon - ich weiß gar nicht, hat er eine Verhandlung am Hals? Irgendsowas. Jedenfalls schreibt er das ja von einem Punkt, wo er das schon weiß, das ihr Leben zerstört ist und wo er die Erkenntnis so schon hatte, erzählt aber trotzdem wie irre verliebt er ist und wie nett er eigentlich zu ihr ist und dass das eigentlich gar nicht gemein ist.


Vielleicht ist es auch ein Stück weit eine Rechtfertigung. Und ich glaube, das macht das Buch auch so schwierig! Das ist vielleicht auch der Grund, warum manche meinen, dass es so eine tolle Liebesgeschichte erzählt...

Da könnte ich immer kotzen, wenn ich das höre! Das habe ich im Internet auch ein paar mal gelesen! Da habe ich gedacht:  Sag mal! Seid ihr blind? Habt ihr eigentlich Tomaten auf den Augen?


Er nimmt einem eben komplett mit in seine Perspektive. Er erzählt das aus seiner Sicht, größtenteils unreflektiert! Und da darf man ihm nicht auf den Leim gehen!

Ja! Aber ich finde, das ist gar nicht so schwer, ihm nicht auf den Leim zu gehen. Ich habe, bevor ich es gelesen habe, noch ein paar Artikel im Internet gelesen, von irgendsoeiner Femtussi, dass es kleine Hints gäbe, dass sie das eigentlich gar nicht will, weil er hat mal Kratzer am Arm, mal dieses, mal jenes. Aber das sind keine kleinen Hints, das schlägt dich einfach mit dem Knüppel ins Gesicht. 


Sie weint ja auch zum Einschlafen...

Sie weint die ganze Zeit! Er erzählt nie davon und hinterher erzählt er: Hm, komisch, seit Wochen heult sie, ich weiß auch nicht warum! - Ja, warum wohl? Weil du ihr mehrmals am Tag deinen Schwengel aufdrängst! - ´Tschuldigung!


Anmerkung des zufällig anwesenden Psychaters, der gerade etwas Zeit zum Googeln brauchte, aus dem Off zur Diskussion über die klinische Definition von Pädophilie: Der ICD-10 sagt, dass es um sexuelles Interesse an Kindern vor der Pupertät geht! 

Wobei sie ja auch nicht vor der Pubertät ist!


Oder beginnende Pubertät! Ein frühes Stadium von Pubertät!

Ja, gut, das passt. In einem frühen Stadium ist sie schon! Am Anfang ist sie, ich weiß es gar nicht mehr, dreizehn? 


Ja, so dreizehn, vierzehn - sowas! [Anm. d. Red. Zwölf!]

Dann wird sie älter und dann bangt er auch immer mal wieder drum, dass sie aus seinem Kindchenschema rauswächst! 


Wie nennt er sie nochmal? Feechen?

Nymphchen! Nymphen sind ja die zum Bevögeln [Anm. v. C.: meine hoch intellektuelle Definition der Nymphen der griechischen Mythologie, die an Naturorten wohnen, meist nackt sind und gerne Sex haben] und er fühlt sich ja verführt von ihr.  - Und dann setzt sie sich drauf und dann schreibt er so: Da ist ihr wohl aufgefallen, dass so ein ausgewachsener wohl doch ein anderes Format hat als so ein Jüngling. Aber das ihr das furchtbar weh tut und das sie heult und das alles schrecklich ist und das er sie mehrmals vergewaltigt, das kehrt er dann unter den Tisch. - Ja, jedenfalls, sie ist am Anfang dreizehn oder vierzehn und dann wird sie älter und dann denkt er: Haja, ich könnte sie ja irgendwann mal heiraten, dann kann ich mir gleich meine nächsten Nymphchen machen! Richtig abartig! - Irgendwann rennt sie ihm tatsächlich davon und dann trifft er sie wieder, da ist sie erwachsen und da mag er sie dann immernoch. Deswegen denken alle, das ist Mords die Liebesgeschichte. 


Erwachsen ist dann aber auch sowas wie 20 oder 22?

Ne, 17! Absolut lächerlich! 


Jetzt eine abschließende Frage: Wenn man Lolita beendet hat, auf was für ein Buch hat man dann Lust?

[Denkt nach] Also 'man' kann ich nicht sagen, aber ich möchte mich jetzt spirituell weiterbilden und jetzt über den Wiccakult lesen. [Lachen]

Dankeschön!