Betty: „Nein so etwas, und soviel, wißt ihr was ich daraus
mache?“
Leo: „Na?“
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Betty: „Für jeden von euch ein Sonnenschirmchen.“
Leo: „Häh was?“
Betty: „Ja doch, Sonnenschirmchen, ein zwei drei vier fünf
und wenn es reicht, für mich auch eins. Sechs Sonnenschirmchen.“
Jutta: „Du bist gut, Tante. Draußen regnet es und du redest
von Sonnenschirmchen.“
Betty: „Man muß bei Zeiten vorsorgen, wird doch nicht ewig
regnen.“
Noah: „Wer weiß.“
Betty: „Unsinn, meinst vielleicht, dem Regen wird es nie
langweilig?“
(Aus: Grass „Hochwasser“, S. 32f.)
Günther Grass kennt man natürlich, das absurde Theaterstück „Hochwasser“
(1955, zweite Fassung 1963) nicht unbedingt. Zu mir ist es ganz durch Zufall
gekommen: Eine Freundin hat mich durch die Bücher, die sie aufgrund ihres Umzuges
aussortiert hatte, durchwühlen lassen. (Danke dafür!)
„Hochwasser“ ist Stück über Noah und seine Familie, die von
Regen und steigenden Wogen im eigenen Haus eingesperrt ist und überraschenden
Besuch vom Sohn der Familie bekommen. Trotzdem bleiben sie in der Gemeinschaft der
Familie vereinsamt und reden in kurzen ungestelzten Sätzen ohneeinander
miteinander – kommentiert von der Reiseratte Strich und der Laborratte Perle,
die das Hochwasser auf dem Dach aussitzen.
Die Dialoge sind voller Satire, die die groteske Lächerlichkeit
des Lebens zeigen, aber auch die vielschichtigen Beziehungen in der Familie.
Immer wieder poppen absurde Unglaublichkeiten in der Handlung auf, die dem
Stück einen ähnlichen tragisch-komisch bizarren Humor verleihen, der auch
Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“ oder „Die Physiker“ auszeichnet.
So versuchen Noah und Betty eine Kiste mit Noahs
vermeintlicher Tintenfasssammlung vor dem steigenden Wasser zu retten. Als sie
die Kiste aufbrechen entdecken sie darin jedoch weder Tintenfässer, noch die von
Betty erhofften Fotoalben, sondern es entsteigt Noahs seit Jahren verreister
Sohn Leo mitsamt seinem Freund Kongo, den Erwartungen auf eine freudige
Aufnahme in der Familie und einem großen Ballen Fallschirmseide für die Tante. –
Aus letzterer macht sie dann Sonnenschirmchen.
Fazit: Ein metaphysisches Niemandsland orientierungsloser Menschen
im Kaleidoskop einer Naturkatastrophe – tragisch, traurig, komisch und wütend
machend, mit einem Leo, den man (oder ich?) am liebsten zurück in seine Kiste
stopfen würde! - Vielleicht werde ich das Stück bei Gelegenheit meinem Literaturkränzchen vorschlagen. Denn mehr darüber reden möchte ich auf jeden Fall!
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