Donnerstag, 4. Februar 2016

Mathias Malzieu "Die Mechanik des Herzens" [Rezension]

Ganz am Anfang sagt man ja Hallo und herzlich Willkommen! Für dich auf meinem Literaturblog und für mich in der Welt der Literaturblogs! Dann würde ich sagen, wir legen auch schon direkt los! Ich erzähle euch heute etwas über „Die Mechanik des Herzens“  von Mathias Malzieu aus dem Jahre 2007/2012:

Die Mechanik des Herzens
Quelle: https://www.randomhouse.de/ebook/
Die-Mechanik-des-Herzens/Mathias-Malzieu/carl's-books/e369627.rhd
 „Edinburgh, 1874. Die Alten fragen sich, ob dies die kälteste Nacht sei, die die Welt je erlebt hat. In dieser eisigen Finsternis wird Jack geboren – mit einem Herz, das einfach nicht schlagen will. Die alte Hebamme Dr. Madeleine setzt ihm ein mechanisches Herz in Form einer Kuckucksuhr ein. Um zu überleben, muss Jack fortan jeden Tag aufgezogen werden und heftige Emotion vermeiden. Vor allem darf er sich aber niemals, absolut niemals verlieben. Doch dann trifft Jack die bezaubernde Tänzerin Miss Acacia …“

Das, liebe Leser, ist der Klappentext und der klingt jetzt erstmal ein bisschen kitschig, aber eigentlich, ja, eigentlich reden wir von einer Kuckucksuhr und einer bitter-süßen Liebesgeschichte. (Das Ganze wurde als „Jack und die Kuckucksuhr“ auch mit einem großartigen Soundtrack von der französischen Band Dionysos, deren Sänger der Autor ist, verfilmt.)

Die Charakter und die Handlung sind originell, angenehm und mit einem Hauch Tim-Burton gewürzt, aber leider krankt beides doch ein wenig an mangelnden Höhen und Tiefen. Die Charakter sind nett, aber wirken ein wenig unfertig, die Handlung lässt das eigene Interesse ab und an von der Hand und ist, gerade bezüglich der Zeitumstände, unordentlich recherchiert, obgleich sie sich an Jahreszahlen und einige historische Charaktere klammert. 

Warum nun stelle ich es dann trotzdem vor? – Es ist zuallererst wegen der Sprache! Dieser wunderschönen Sprache, die einen lesen lässt, weil man sie so gerne liest! Eine Sprache wie ein Sahnebonbon! Wie warme weiche kleine Küken in der hohlen Hand! Ein Sprachschönheit, die einen auf wehende Pusteblumensamen setzt und über unfertige Charakter mit den schönsten und frischesten Beschreibungsmetaphern hinweg schweben lässt, bis man mit den Schultern zuckt und sagt: „Unordentlich recherchiert? Pah! Es spielt eben in seiner eigenen Mechanik-des-Herzens Zeit und Welt! 

Zuallerzweist ist es aber auch ein Buch, das es sich nicht einfach macht. Es ist ein Buch über Menschen, denen etwas fehlt, die einen Makel haben, die die Gesellschaft nicht will und mit einem Ende, das man so nicht erwartet hat. Es vermeidet die typische Underdogstory und erzählt eine wunderschöne tragisch-komische Geschichte über das Glücklichsein in der eigenen kleinen Patchworkwelt, die außerhalb des gesellschaftlich tolerierten campiert. 

Eine Geschichte, in der Gregor Samsa in Zuckerwatte gepackt vorbeikriechen könnte und in der er aus den Äpfeln, die auf ihn geworfen werden kleine Kakerlakenbadewannen machen würde. Apfelkakerlakenbadewannen, die ihn glücklich machen würden und in der die Kakerlaken, wenn er nicht hinsieht ertränken, während der Apfel in ihm verrottet.

Mein persönliches Fazit:„Die Mechanik des Herzens“ ist vor allem eines: ein melancholisches Märchen in traumschöner Sprache, garniert mit vielen wunderbar unverbrauchten Bildern. Diese Sprache ist es auch, die das Buch so absolut empfehlenswert macht!

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