Dienstag, 8. März 2016

Die Leiden des Sir Cadogan - eine Liebesgeschichte á la Harry Potter in neun Drabblen [Drabble]


Heute wird es - frei nach Rowling - romantisch! Und zwar bildlich gesprochen: In neun Drabblen wird sich zeigen, ob sich die Fette Dame aus dem Portrait vor dem Gryffindorgemeinschaftsraum und Sir Cadogan, der schrullige Ritter mit fettem Pony aus dem Portrait im siebten Stock des Wahrsageturms, finden:

http://vignette2.wikia.nocookie.net/mittelalter/images/7/7d/Codex_Manesse_Hartmann_von_Aue_Ritter.jpg/revision/latest?cb=20120616170349

 *

„…nein, wirklich?“, fragte die Fette Dame kichernd, während sie noch einen Schuss Rum in Violetts Tee goss.
„Wenn ich´s dir doch sage! Dippet´s Portrait hat…“ Doch was genau er angestellt hatte, ging in einem lauten Scheppern unter. Ein Ritter mit viel zu langem Schwert versuchte ungeschickt von seinem Pferd zu steigen und fiel dabei mit viel Getöse zu Boden.
„Schönes Fräulein“, tönte der Ritter, während er sich hochrappelte: „Darf ich´s wagen, meinen Arm zum Geleite anzutragen?“
„Cadogan!“, rief die Fette Dame wütend: „Jeden Dienstag und Donnerstag das Selbe! Egal wie oft Sie mich fragen, ich werde nicht mit Ihnen ausgehen!“ 

*

„Beeil dich Ron“, fauchte Hermine: „Wir kommen zu spät zu Trelawney!“
„Da ist Cadogan“, rief Harry: „und er scheint geknickt zu sein!“
„Welche Laus ist Ihnen den über die Leber gelaufen?“, fragte Ron.
„Ach junge Freunde“, antwortete Cadogan: „Erfreuet euch an der Liebe Früchte, wenn sie euch  zuteil wird!“
„Sie klingen, als ob Sie Liebeskummer hätten!“, schlussfolgerte Hermine.
„Sie ist die Freude meiner einsamen Träume!“, klagte er theatralisch: „Doch sie sieht mich einfach nicht!“
„Versuchen Sie es doch einmal mit einem für sie geschriebenen Gedicht!“
Beigeistert sprang Cadogan auf und rannte klappernd davon.
„Für wenn er wohl dichtet?“, fragte Ron.  

*

„Holde Dame!“, sprach Cadogan und verneigte sich tief.
„Cadogan?“, fragte die Fette Dame: „Was tun Sie hier? Meines Wissens ist heute erst Mittwoch!“„Ein Gedicht zu Euren Ehren will ich darbringen!“, antwortete Cadogan und warf sich in seine schimmernde Brust.
Die Fette Dame seufzte gelangweilt, doch Cadogan lies sich nicht entmutigen und begann:
„Für die Schönste der Schönen:
Auch wenn Sie nicht so zart sind, wie eine Gazelle,
in meinem Herzen haben sie immer eine Pazelle…!“
„Sie!“, kreischte die Fette Dame: „Gehen Sie mir aus den Augen!“
„Herzallerliebste!“
Doch die Fette Dame kehrte ihm mit hocherhobener Nase den Rücken zu. 



*

„Cadogan? Was tun Sie den immernoch hier?“, fragte Neville: „Sollten Sie nicht im Nordturm sein?“
„Ach die Liebe!“, seufzte Cadogan.
„Ich nehme an“, sagte Neville: „Sie weigert sich immer noch mit Ihnen zu sprechen? Und das nun schon drei Wochen?“
„Mein Gedicht hat sie nicht erquicked!“, klagte Cadogan.
„Also ich mag Pflanzen sehr gerne!“, überlegte Neville: „Als Frau würde ich mich bestimmt über Blumen freuen“
„Ein genialer Gedanke junger Freund!“, frohlockte Cadogan, riss eine Geranie samt Wurzel aus dem Portrait in dem er sich befand und stürmte los.
„Und fragen Sie sie bitte nach den Passwort!“, rief Neville ihm hinterher. 

*

„…sie erhört mich, sie erhört mich nicht…“, zählte Cadogan ab. Schon seit Stunden pflückte er sich durch eine Gänseblümchenwiese, doch wollte sich das gewünschte Ergebnis nicht einstellen.
„Sie erhört mich nicht!“, schrie Cadogan.
„Mäh“, mähte das Schaf hinter ihm.
Eine wildurcheinander schnatternde Schülerschar wurde an ihm vorbeigetrieben.
„Was geht hier vor?“, rief Cadogan.
„Sirius Black!“, antwortete ihm der kleine Collin Creevy: „hat versucht in unseren Gemeinschaftsraum einzudringen und dabei das Portrait der Fetten Dame zerfetzt!“
„Die Fette Dame? Was ist mit ihr? Wo ist sie?“
„Verschwunden“, rief Collin, während ihn die aufgeregte Menge davontrieb.
„Ich werde sie finden!“, schwor Cadogan.

 *

„Mylady!“, rief Cadogan als er scheppernd in die Landkarte von Argyllshire stolperte, in die sich die fette Dame geflüchtet hatte.
„Gehen Sie weg! Sehen Sie mich nicht an!“, kreischte sie und rannte in das nächste Gemälde wo sie versuchte, sich hinter einer schmalen Säule zu verstecken – vergeblich.
Cadogan rief – während er ihr nachlief: „Für mich sind Sie immer noch wunderschön!“
„Gehen Sie weg!“, schrie die Fette Dame noch einmal.
„Wie Ihr wünscht! Aber ich verspreche Euch bei meiner Ehre als Ritter, dass ich diesen Halunken finden und stellen werde!“, schwor er und verließ – sein Schwer hinter sich herschleifend – das Gemälde.  

*

„Stell dich dem Duell du feiger Halunke!“, schrie Cadogan und fuchtelte mit seinem viel zu langen Schwert herum.
„Ich versteh ja wirklich, dass Sie die Fette Dame beeindrucken wollen“, sagte Seamus: „Aber nur weil Sie sie als Portrait vertreten, müssen Sie sich doch nicht alle halbe Stunde ein neues Passwort ausdenken!“
„Ausreden!“, brüllte Cadogan.
„Vorhin war es aber noch ,rosa Seidenkleid`!“
„Was ist hier los?“, fragte eine nervöse Stimme hinter ihnen.
„Oh, hi Neville! Du weißt nicht zufällig das neue Passwort?“, fragte Seamus.
„M-mo-moment!“, antwortete Neville: „Ich ha-habe eine Liste – hier – Passwort: Blume-meines-Herzens!“
„Sie hat´s wirklich erwischt, oder?“, fragte Seamus.

*

„Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaarg!“
„Was´n los?“, fragte Seamus.
„Sirius Black!“, schrie Ron, hüpfte aus dem Bett und rannte in den Gemeinschaftsraum, in dem wenig später auch McGonagall auftauchte.
„Jetzt aber wirklich! Genug ist genug!“, rief sie.
„Sirius Black!“, erklärte Ron atemlos: „Mit einem Messer! Über meinem Bett!“
„Unsinn!“, antwortete McGonagall: „Wie soll er den hier reingekommen sein?“
„Fragen Sie doch den!“, rief Ron und zeigt mit zitternden Fingern auf Cadogans Portrait.
Mit übellaunigem Blick verlies sie den Gemeinschaftsraum um Cadogan zu befragen. Wenig später ertönte ihre zornige Stimme: „Sie – Sie haben ihn eingelassen?“
Am nächsten Tag kam das Portrait der Fetten Dame zurück. 

                                                                    *

„Cadogan?“, fragte die Fette Dame, als sie ihn an seinem neuen und alten Platz im siebten Stock besuchte.
„Werte Dame!“, grüßte Cadogan geknickt ohne aufzusehen oder aufzustehen: „Wie machen sich die Sicherheitstrolle?“
„Ich wollte mich für Ihre wunderbare Vertretung bedanken!“, fuhr sie fort.
„Ich bin bitterlich dem Versagen anheim gefallen!“, antwortete Cadogan: „Ihr werdet wohl nie mit solch einem unerträglichen Taugenichts ausgehen wollen!“
„Vielleicht!“, sagte die Fette Dame.
„Montag?“, fragte Cadogan hoffnungsvoll.
„Montag! – In dem Ölgemälde der griechischen Taverne im vierten Stock!“
„Teuerste! Ihr macht mich zum glücklichsten Edelmann des ganzen Schlosses!“
„Sie dürfen meine Hand jetzt küssen!“, sagte sie.


                                                                  *

Ente gut, alles gut! - Moment, nein, um Enten geht es erst im nächsten Drabble! Jetzt heißt es erstmal: Ende gut, alles gut! Und bald gibt es auch wieder eine Rezension. Ich lese nämlich gerade zwei ganz tolle Sachen - einmal privat und einmal um mein Russisch aufzufrischen!

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